Ein Abend im „Maison“ Heine

Wenn Sie Lust haben, deutschsprachige Filme (wieder) zu entdecken, dann gibt es nur eine Antwort: Haus Heinrich Heine, in der Cité Universitaire, südlich von Paris. Das „Maison“ bietet jedes Jahr ein reiches kulturelles Programm an, unter anderem Vorführungen von markanten deutschsprachigen Filmregisseuren. Dieses Jahr steht Wim Wenders im Mittelpunkt. Am 17. Oktober fing die Retrospektive mit der Hagiographie Pina (2011) an.

Pina by Wim Wenders
„Água“ aus „Pina“ von Wim Wenders (Cinema City)

Pina Bausch war Tanzchoreografin, und ihre Kunst beruhte sich auf das Sichtbare. Es ist also nicht so verwunderlich, dass Wim Wenders, der immer so sehr auf die ästhetische Kraft seiner Bilder achtet, entschieden hatte, einen Dokumentar über sie zu drehen. Beide passen gut zusammen.

Nur ein Paar Leuten sind zur Projektion gekommen: deutsche Studenten, die im „Maison“ wohnen, italienische und französiche Studenten, auch ein Paar Nicht-Studenten. Leise Lachen, plötzliches Einatmen, mehr oder weniger laute Kritiken: Keiner bleibt gleichgültig.

Der Film lässt den Tanz sprechen. Pina Bausch selbst sagte, der Tanz fange an, wenn man sprachlos ist und ahnen muss. Nicht nur die Kunst, sondern auch die Tänzer stehen im Mittelpunkt. Pina zeigt uns Körper, auf deren der Tanz seine Spuren hinterlassen hat. Die Menschen tanzen mitten in der Stadt, und das Alltägliche wird zum Traum

Wim Wenders Kunst lässt sich mit keiner verwechseln. Tilman Schreiber ist Tutor im Maison Heine, und verantwortlich für die Projektion-Abende über Wim Wenders. Pina hatte er noch nicht gesehen, den Regisseur kennt er aber gut. Wim Wenders sei für ihn jemanden, dessen Werke man öfter gucken muss, um die Tiefe und das Schöne darin zu verstehen. Man muss den Film gucken, „wie man ein Buch liest“. Und mit dieser Lektüre entdeckt man das Interessante bei Wenders.

Es fehlt ein wenig an Informationen im Dokumentar: Nie wird gesagt, wer spricht oder welche Choreografie gezeigt wird. Pina Bausch wird auch als Halbgöttin dargestellt, und solcher Lob kann hintergefragt werden. Aber Eines ist sicher: Am Ende bleibt das Publikum stumm.

Nächste Projektion: „Der Himmel über Berlin“, am 7. November 2014 um 20.30.

Mehr Informationen erhalten sie dort.

Juliette Gramaglia

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